Bericht vom Bogenbaukurs in Stadthagen

3.10.2018

Es waren einmal zwei begeisterte Bogenschützen, Ingo und Micha waren ihre Namen, die sich nichts sehnlicher wünschten, als sich ihre eigenen Holzbögen zu bauen. Aber wie und womit starten? Was braucht man dafür an Werkzeug, was für Holz nimmt man am Besten? Wie formt man den Bogen und was zum Teufel ist eigentlich tillern?

Wir erfuhren zufällig von Jonas, einem Bogenbauer aus Stadthagen, der auch Wochenendkurse anbietet. Stadthagen ist von uns beiden nicht weit entfernt, die Kosten völlig in Ordnung und die Entscheidung war bei uns beiden sofort getroffen: Das machen wir! Gesagt, getan und einen Termin abgesprochen. Hier nun der Bericht und einige Bilder:

Freitag ging es nach der Begrüßung und einigem Anschauungsmaterial mit eingestreuter Materialkunde zu einer entscheidenden Frage: Wollten wir vorbereitete Hickory-Rohlinge oder lieber ein weitestgehend unbearbeitetes Holunderstämmchen?
Hey, wenn dann richtig. Der Holunder stellte sich hinterher auch als eine sehr gute Wahl heraus. So lernten wir auch gleich noch das Anzeichnen der Bogenkonturen und den Umgang mit dem Zugmesser. Bloß nicht die Holzfasern am Bogenrücken beschädigen, sonst bedeutet das gleich wieder Mehrarbeit und einen insgesamt schwächeren Bogen. Danach noch raspeln und die grundsätzliche Form war erkennbar. Immer wieder wurde von Jonas die Stärke der zukünftigen Wurfarme verglichen und durch unser Schnitzen und Raspeln angeglichen.

Am Samstag ging es weiter mit dem Feilen von Sehnenkerben und dem Tillern. Einfach erklärt geht es darum, dass sich beide Wurfarme gleichmäßig biegen lassen und die Zugkraft beider Wurfarme aufeinander abgestimmt wird. Ich weiß ehrlich nicht, wie oft ich den Satz "Nimm hier nochmal etwas weg." und "Der obere Wurfarm ist noch zu stark." gehört habe, aber dieser Schritt ist nun mal der Wichtigste beim Bogenbau. Nimmt man an einer Stelle zu viel weg, muss der gesamte Rest auch wieder bearbeitet werden. Daher haben wir mit einer Ziehklinge gearbeitet, die nur sehr dünne Streifen vom Holz hobelt.
Es war spannend zu sehen wie sich das Holz verhält, wenn man hier und da ein bisschen Material abgetragen hat und nach einiger Zeit wurde die Biegung auch immer schöner. Es war so spannend, dass ich vergessen habe auch nur ein Bild zu machen.
Das Ende des Tages läutete dann das Drehen der Sehne ein. Ein flämischer Spleiß, "im Uhrzeigersinn drehen, dann links rüber". Klingt erst mal einfach, war es eigentlich auch, nur die Umsetzung anfangs viel Fummelei. Als mir das gerade in Fleisch und Blut überging war die Sehne zu Ende. Ein Stoppknoten drauf und den Bogen das erste Mal mit einer selbst gemachten Sehne aufgespannt. Der Bogen endlich deutlich erkennbar und wir beide Stolz auf unser Werk.

Sonntag widmeten wir uns erst dem Formen der Hornoverlays, die Jonas über Nacht auf die Tipps geklebt hatte, dem Erstellen der Sehnenkerben im Horn und dem Schleifen der gesamten Oberfläche des Bogens. Erst grob, dann immer feiner und zum Schluss mit Stahlwolle. Mit jedem Schleifgang wurde die Oberfläche des Holunders immer glatter und glatter. Ein wahrer Handschmeichler. Zum Schluss bekamen die Bögen noch eine leichte Lackierung mit Schellack.

Danach ging es mit dem Pfeilbau weiter, und wir konnten die Bögen endlich ausprobieren und selbst gebaute Pfeile mit unseren selbst gebauten Bögen schießen... und es flogen an diesem Tag noch einige, mal gezielt, mal weit...

Damit endete ein anstrengendes, aber sehr schönes und lehrreiches Wochenende. Ich habe viel gelernt und denke, dass das nicht mein letzter selbst gebauter Bogen sein wird.
In diesem Sinne noch einen herzlichen Dank an Jonas für die Geduld, das vermittelte Wissen und den Spaß. Ich kann seinen Bogenbaukurs uneingeschränkt weiterempfehlen.

© Micha

Hier gehts zur Homepage von Jonas mit vielen weiteren Informationen und natürlich auch den Kontaktdaten.

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